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Stagflation: Was ist das eigentlich und wie damit umgehen?

Magda Ehlers | Pexels.com

„Der neue Ost-West-Konflikt, rigide Corona-Lockdowns in China, explodierende Energiepreise und die Herausforderungen des Klimawandels sorgen für einen „stagflatorischen“ Schock in vielen Ländern“ – so fassen Finanzmarktexperten die aktuelle Situation zusammen.

Doch was bedeutet das eigentlich? Eine Konjunktur stagniert, wenn die Wirtschaftsleistung eines Landes weder wächst noch schrumpft, sondern sich über einen längeren Zeitraum auf demselben Niveau bewegt. Bei einer zeitgleichen Inflation wird über „Stagflation“ gesprochen.

Historisch betrachtet ist dies ein äußerst seltenes Phänomen. Grundsätzlich gehört eine Inflation nämlich zu den Folgen eines wirtschaftlichen Booms und steht selten mit einem Abschwung in Verbindung.

 

Paradoxon: Steigende Preise und fallende Nachfrage

Üblicherweise würde bei einem konjunkturellen Aufschwung eine starke Nachfrage nach Konsumgütern und Investitionsgütern folgen. Diese steigende Nachfrage würde anschließend zu steigenden Preisen führen. Wenn die Nachfrage fallen würde, dann hätte dies fallende Preise zur Folge. Somit passt eine wirtschaftliche Schwächephase nicht zu hohen Inflationsraten. Trotzdem steigen zurzeit die Preise und die Nachfrage sinkt. Die Wirtschaft wächst lediglich moderat (Stagflation).

Die steigenden Preise (Inflation) werden zum einen verursacht durch die enorm gestiegenen Energie-Preise (Ost-West-Konflikt) – und zum anderen durch die gestiegenen Logistik-Kosten. So stauten sich beispielsweise Mitte Juni 2022 einhundert Containerschiffe wochenlang in der Nordsee, so das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Weltweit warten Schiffe auf Abfertigung in den Häfen. Unterschiedliche Gründe führten dazu: angefangen von dem zweimonatigen Lock-down im weltgrößten Containerhafen Shanghai bis hin zu den Streiks in norddeutschen Häfen im Juni. Allein in der Deutschen Bucht lagen Mitte Juni zwölf Schiffe „auf Reede“ so der Verband der deutschen Reeder. Ein solches Schiff transportiert etwa 150.000 Container. Laut NDR-Informationen hat jeder Container Waren im Wert von durchschnittlich 40.000 Euro geladen. Doch die aktuellen Wartezeiten für das Be- oder Entladen (Tage, manchmal Wochen) sind nur ein Fragment der Herausforderungen. Nicht nur die Häfen selbst, sondern auch die Abfertigungsketten in den Häfen sind aus dem Takt (nicht nur Personalmangel beim Transport zu und von den Häfen, sondern auch bspw. absoluter Produktionsstillstand durch die „Zero-Covid-Policy“ in den entsprechenden Werken in China).

 

Inflation & Zinserhöhung

Diese „Lieferketten-Schwierigkeiten“ machen einen Teil der aktuellen Inflation aus, indem sie als Kosten die Preise erhöhen. Der größte Anteil an den Preissteigerungen resultiert allerdings aus den drastisch gestiegenen Energiepreisen mit zuletzt mehr als 3% (als Teil der etwa 7% Inflationsrate). Dies führte Prof. Dr. Joachim Wuermling, Mitglied im Vorstand der Bundesbank kürzlich im Rahmen des Jahresempfangs 2022 aus. Deshalb wird auch die anstehende Zinserhöhung, die von der EZB geplant ist, an der Inflation zunächst wenig ändern können. Zudem zeige sich die Wirkung von geldpolitischen Maßnahmen (Zinserhöhung) erst nach 1 bis 1 ½ Jahren. Angedacht sind aber mehrere Zinsschritte, so führte Prof. Wuermling weiter aus.

Die Kapitalmärkte rechneten bereits mit der Zinserhöhung: Anleihen (festverzinsliche Wertpapiere) – also die sicheren Anlagen – brachen im Rekordtempo ein. Denn, wenn die Zinsen steigen, dann werden Anleihen mit einem niedrigen Zinssatz uninteressant. Niemand will sie mehr haben, denn es gibt ja dann andere Anleihen mit höheren Zinsen. Dadurch sinken die Kurse der Anlagen mit niedrigen Zinsen. Das war in den letzten Monaten der Fall, was in der öffentlichen Wahrnehmung kaum beachtet wurde. Wenn es sich um den Aktienmarkt gehandelt hätte, so wäre in der Presse von einem ausgeprägten Crash die Rede gewesen. Ein historischer Einbruch am Anleihenmarkt: Der deutsche Staatsanleihenindex REXP musste in den ersten drei Monaten des Jahres mit minus 4,3 Prozent den höchsten Verlust in einem Vierteljahr seit seiner Auflage! hinnehmen!

Erstmals seit elf Jahren soll es im Euroraum im Juli nun eine Zinserhöhung geben: Die Leitzinsen werden um 0,25 Prozent angehoben werden. Doch egal, wie sehr die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöht, einen Kaufkrafterhalt lässt sich mit festverzinslichen – sicheren – Anlagen also auch weiterhin nicht erreichen.

 

Stagflation – Strategien zum Umgang mit dem seltenen Phänomen

Die Inflationsrate wird sich zunächst bei über sechs Prozent halten – so die Meinung von Wirtschaftsexperten – und der Höhepunkt der gegenwärtigen Preissteigerungen soll wohl erst im Herbst 2022 erreicht werden.

Langfristig lässt sich Kaufkraft auch weiterhin ausschließlich mit Sachwerten wie Aktien (-fonds) erzielen: Laut Branchenverband BVI erzielten Fonds mit deutschen Aktien im Zehn-Jahres-Zeitraum eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,8 Prozent. Europäisch oder international ausgerichtete Aktienfonds erreichten sogar eine Rendite von 8,1 beziehungsweise 8,8 Prozent.

 

Zudem bieten Fondssparpläne mit regelmäßigen Sparraten eine clevere Alternative zur Einmalanlage und profitieren vom „Cost-Average-Effekt“ (Kostendurchschnittseffekt): Durch einen regelmäßigen monatlichen Betrag kaufen Sie in Zeiten niedriger Börsenkurse viele Anteile. Steigen dann die Kurse, so steigt auch der Anteilspreis. Durch das kontinuierliche Investieren entkoppeln sich Anlegerinnen und Anleger von dem Zwang, den einen optimalen Anlagezeitpunkt zu treffen. Stattdessen glätten sie so in einem volatilen Marktumfeld ihre Kaufpreise und müssen sich nicht über vermeintlich schlechtes Timing ärgern.

 

Tipp:
Näheres zu dem „Kostendurchschnittseffekt“ im Infoblatt: „Kurskorrekturen als Chance für zusätzliche Investitionen nutzen!“ Auch größere Anlagebeträge können über einen gewissen Zeitraum hinweg investiert werden. Die Einzahlung erfolgt dann ratierlich über eine bestimmte Anzahl von Monaten. Rufen Sie das Infoblatt einfach bei uns ab, indem Sie uns eine E-Mail an service@krishauf.de senden oder uns anrufen unter: 040/472805.